Machen Sie sich ein Bild!
Daß Bilder lügen, wissen wir schon lange. Lügen
einfach aus einem Unvermögen heraus: Bilder sind zweidimensional,
und sie sind begrenzt. Und werden damit zum potentiellen Beginn
neuer Geschichten. Diese Potentialität ist es, die Bildern
ihre Aura gibt. Sogar sprachliche Bilder und geistige Vorstellungen
funktionieren nach diesem Prinzip: Verengen, um sodann unter Zugabe
der eigenen Kenntnisse und Vorurteile eine neue dritte Dimension
zu erzeugen.
In meiner Arbeit geht es um Wahrnehmung, darum, wie Standpunkt und
Perspektive die Wahrnehmung verändern, und wie die Vorurteile
das gleiche tun. Ich untersuche den Einfluß der bilder-zeugenden
Mittel auf die Bilder selbst, ich möchte wissen, wie das Bild
zum Bild wird und in der Folge wieder zu Geschichte.
Mit einfachsten Mitteln und ohne Anspruch auf Vollständigkeit,
technische Korrektheit oder gar Verwertbarkeit deklinieren die
Projektionsinstallationen
aus den Jahren 2002 2003 einzelne Aspekte der Bilderschaffung
und -wahrnehmung: Licht, wahre und falsche Spiegelung, Projektion,
Vortäuschung. (
Projektion,
Reflekta im Spiegel,
Der Letzte macht das
Licht aus)
Ausschnitte aus meiner allernächsten Lebensumgebung
Wohnung, Fensterausblick, Teile meiner Selbst in Spiegeln
werden in Fotografien zu nach kunsthistorischen Gesichtspunkten
arrangierten Bildern, zu räumlichen und inhaltlichen Verwirrspielen.
(
Vision Master,
Arbeitsmaterial
des Malers,
Wo viel
Licht ist ist viel Schatten; alle 2002/03)
Aus dem Mißtrauen gegen das einzelne Bild heraus arbeite ich
häufig in Serien, stelle Fotografien zu Büchern oder Diavorführungen
zusammen. Die bisher nur als Buch existierende Serie
Ich
und zeigt ausschließlich Blicke, Augen und Sehhilfen:
Brillen, Kameras, Satellitenschüsseln, Fenster-höhlen
und Kistenlöcher. (2004)
und ist dagegen Spiegelung in
und Blick auf russische Künstlerinnen und Künstler und
deren Lebens- und Arbeitsumgebung. Diese umfangreiche Bild/Textarbeit
ist der Versuch, die Unzulänglichkeiten des Kamerablicks durch
verbale Ergänzungen und Dingzugaben wenn nicht auszugleichen,
so doch zu relativieren. und existiert als Buch, Fotoinstallation
und Vortrag. (2004 /05)
Die Wandmalerei
Fluchtweg
ermöglicht durch sich stetig wandelnde Betrachterperspektiven
immer neue Fluchtpunkte. (2002)
Wie ein Bild entsteht (How a picture comes into being) ist die als
Diaprojektion vorgeführte anekdotische Beschreibung zweier
gescheiterter Versuche klassischer Bildproduktion. (1999
2003)
Alena Meier 2005